Annual reports
2007/2008
Tätigkeitsbericht Mai 2007/Mai 2008
Nachdem im letzten Jahr die universitäre Juristenausbildung einen wichtigen Forschungsblock des Dokumentationszentrums ausmachte, wurde im Berichtszeitraum primär die post-universitäre berufspraktische Ausbildung in ausländischen Rechtsordnungen untersucht, um in diesem Bereich Erkenntnisse für die aktuelle Diskussion hierzulande zu gewinnen. Einen Überblick über die europäischen Entwicklungen gab Kilian anlässlich einer Tagung der deutschen Richterakademie in Wustrau im Oktober 2007.
Das ausländische Anwaltsgesellschaftsrecht bildete im Berichtszeitraum 2007/2008 einen Schwerpunkt der Forschung des Dokumentationszentrums. Mit besonderer Aufmerksamkeit wurden die Neuerungen in Fragen der Multidisziplinarität und externen Kapitalbeteiligung in England und Wales, Dänemark und Australien verfolgt. Inwieweit Forschung im ausländischen Anwaltsrecht für deutsche Entwicklungen nutzbar gemacht werden kann, illustriert der Vortrag von Henssler anlässlich der Europäischen Konferenz der BRAK im Juni 2007. Henssler entwickelte einen Reformvorschlag zur Regelung externer Kapitalbeteiligungen an Anwaltsgesellschaften unter Zuhilfenahme der Analyse von zehn ausländischen Rechtsordnungen. Die englische Limited Liability Partnership und eine neue spanische Gesellschaftsform für Freiberufler, die Sociedad Profesional, waren Gegenstände separater Untersuchungen.
Die Vorarbeiten zum Rechtsdienstleistungsgesetz und die Neuregelung anwaltlicher Erfolgshonorare standen letztes Jahr im Brennpunkt anwaltsrechtlichen Interesses. Da das Thema Rechtsdienstleistung auch einen internationalen Aspekt aufweist, hat Kilian die Zulässigkeit vorübergehender grenzüberschreitender Rechtsdienstleistungen durch Anwälte und andere Rechtsdienstleister unter Geltung des RDG sowie die Frage der Erlaubnisfreiheit von Rechtsdienstleistungen im grenzüberschreitenden Rechtsverkehr in zwei Veröffentlichungen beleuchtet.
Ebenfalls im rechtsvergleichenden Kontext war Henssler an der wissenschaftlichen Diskussion um die Reform anwaltlicher Erfolgshonorare als Mitkonzipient der Tagung der Bayer Stiftung für deutsches und internationales Arbeits- und Wirtschaftsrecht zum Thema ?Zugang zum Recht? beteiligt. Im Rahmen der Tagung wurde das bereits in verschiedenen Rechtsordnungen etablierte anwaltliche Erfolgshonorar als Instrument der Rechtszugangsgewährung untersucht.
Zur Thematik ?Zugang zum Recht? referierte Kilian im Februar 2008 auf der 36. Europäischen Präsidentenkonferenz in Wien. In seinem Vortrag griff er ausländische Forschungsansätze zu der Thematik auf, um dadurch der deutschen Diskussion, die den ausländischen Entwicklungen in vielerlei Hinsicht hinterherhinkt, neue Impulse zu geben.
Wichtige Aufgabe des Dokumentationszentrums ist es, der Berufspolitik, den Gerichten und dem Berufsstand allgemein durch intensive Auslandsrechtskunde hilfreiches Detailwissen zum Anwaltsrecht des Auslands zu vermitteln. Einblicke in das Recht der Mediation des Auslands gibt ein Beitrag von Kilian/Lemke zur Mediation in Spanien. Neben weiteren alternativen Konfliktlösungen im spanischen Raum beschäftigen sie sich vor allem mit der durch das Gesetz 15/2005 anerkannten Mediation in Familiensachen und deren regionalen Umsetzung. In diesem Rahmen fanden auch die Ausbildung zum Mediator und das Mediationswesen im Jugendstrafrecht Berücksichtigung.
Der Forschungsschwerpunkt ?Neue EU-Mitgliedsstaaten? hat dazu geführt, dass seit 2005 Gespräche mit den Anwaltskammern/Verbänden von acht der zwölf neuen Mitgliedsstaaten geführt werden konnten, die jeweils in umfassenden Publikationen gemündet sind (Slowakei, WIRO 2006, 33; Tschechische Republik, WIRO 2008, 161; Polen, WIRO 2006, 257; Estland, WIRO 2007, 1; Lettland, WIRO 2007, 321; Litauen, WIRO 2008, 65; Ungarn, WIRO 2006, 137; Malta, ZZPInt 2008, [demnächst]). Erste Kontakte sind bereits nach Bulgarien geknüpft worden, so dass dieses Projekt fortgesetzt werden kann.
Das Dokumentationszentrum führte die seit Januar 2007 im deutschen Anwaltsblatt erscheinende Kolumne ?Blick ins Ausland? über Entwicklungen im Anwaltsrecht des Auslands fort. Zum Serviceangebot des Dokumentationszentrums gehört ferner die Information von ausländischen Anwaltvereinigungen, Wissenschaftlern und Rechtspolitikern durch einen jährlichen, mehrsprachigen Jahresbrief, der diesmal an rund 90 Adressaten verschickt wurde. Über seine Website www.anwaltsrecht.org informiert das Dokumentationszentrum die Öffentlichkeit über seine Forschungen.
2006/2007
Tätigkeitsbericht Mai 2006/Mai 2007
Wie auch in den Vorjahren hat sich das Dokumentationszentrum im Forschungsjahr 2006/2007 durch die Autoren Henssler, Kilian, Deckenbrock und Dux mit rund 50 Buchbeiträgen, Aufsätzen, Berichten und Urteilsbesprechungen an der wissenschaftlichen Diskussion zum Anwaltsrecht beteiligt. Henssler und Kilian referierten darüber hinaus im In- und Ausland auf zahlreichen Tagungen und Kongressen zu anwaltsrechtlichen Fragen. Die Publikations-, Vortrags- und Forschungstätigkeit gliederte sich entsprechend dem wissenschaftlichen Konzept des Dokumentationszentrum in drei Bereiche: Das europäische Anwaltsrecht, das deutsche Berufsrecht sowie das Anwaltsrecht ausländischer Rechtsordnungen.
Nachdem die Tätigkeit des Dokumentationszentrums zum europäischen Anwaltsrecht ursprünglich von Fragestellungen dominiert war, die die Grundfreiheiten und das durch berufsspezifische Richtlinien geprägte Sekundärrecht betrafen, ist seit 2003 die Schnittstelle zwischen europäischem Kartellrecht und nationalem Berufsrecht in das Zentrum der Forschungstätigkeit gerückt. Zu diesen Fragen hat das Dokumentationszentrum im Berichtszeitraum 2006/2007 erneut publiziert. Im Bereich des nationalen Berufsrechts beeinflussten verschiedene Entwicklungen die Forschungstätigkeit: Besonderen Raum nahm das anwaltliche Vergütungsrecht ein, zum einen aufgrund der zum 1.7.2006 erfolgten Deregulierung der Vergütung im Bereich Beratung und Begutachtung, zum anderen aufgrund der Verfassungsbeschwerde zum Verbot des anwaltlichen Erfolgshonorars. Zu beiden Fragestellungen konnte das Dokumentationszentrum spezifisch rechtsvergleichende Ansätze beisteuern.
Ein weiterer wichtiger Forschungsblock betraf das unter Reformdruck stehende Rechtsdienstleistungsrecht. Neben verschiedenen Publikationen zu diesem Themenbereich ist hier insbesondere die Stellungnahme von Henssler in der Anhörung des Rechtsausschusses des Bundestages zum Rechtdienstleistungsgesetz im Mai 2007 zu erwähnen.
Weitere Tätigkeitsschwerpunkte waren die Mediation und die anwaltlichen Berufsausübungsgesellschaften. Beide Themen begleitet das Dokumentationszentrum bereits seit seiner Gründung und hat hiermit früh auf Zukunftsthemen gesetzt. Stand zum Stichwort Mediation anfänglich die Erforschung des Verhältnisses von Berufsrecht und Mediation, später dann von Rechtsdienstleistungsrecht und Mediation im Zentrum der Betrachtungen, ist in jüngerer Zeit die gerichtsnahe Mediation von besonderem Interesse. Zu diesem Thema hat das Dokumentationszentrum Hinweise aus ? in dieser Frage weit fortgeschrittenen ? ausländischen Rechtsordnungen beigesteuert.
Der Themenkomplex anwaltliche Berufsausübungsgesellschaften wurde im Berichtszeitraum unter dem Gesichtspunkt zukunftsweisender, neuer Regulierungsansätze untersucht. Einzelne Studien betrafen die Frage der Mitbestimmung in Freiberuflergesellschaften, die künftige Ausgestaltung der Anwaltsaktiengesellschaft, die externe Kapitalbeteiligung oder die interdisziplinäre Vergesellschaftung. Wertvolle Anregungen boten zu diesen Fragen etwa Entwicklungen im englischen, französischen und spanischen Recht.
Im dritten Tätigkeitsfeld des Dokumentationszentrums, der Erforschung des ausländischen Anwaltsrechts, wurde zum einen die Forschung zu den neuen, osteuropäischen Mitgliedsstaaten der EU fortgeschrieben, zum anderen ein neuer Forschungsschwerpunkt Südwesteuropa (Spanien, Portugal, Malta) gesetzt. Zu diesem Zweck fanden im Berichtszeitraum Hintergrundgespräche unter anderem mit der estnischen, lettischen, maltesischen und spanischen Anwaltskammer statt. Die Artikelserie des Dokumentationszentrums zu den osteuropäischen Anwaltschaften in der Zeitschrift WiRO ist fortgesetzt worden.
Besonderes Augenmerk galt im Hinblick auf die umfassenden Reformbestrebungen wie so häufig dem Vereinigten Königreich und dem von der EU-Kommission als Benchmark gesehenen Finnland.
Intensiviert wurde die Außendarstellung des Dokumentationszentrums: Nachdem das Dokumentationszentrum bereits seit längerem eine Kolumne in der griechischen Anwaltszeitschrift betreut, berichtet es seit 2007 mehrmals im Jahr auch im deutschen Anwaltsblatt über Entwicklungen im Anwaltsrecht des Auslands. Zum Serviceangebot des Dokumentationszentrums gehört ferner die Information von ausländischen Anwaltvereinigungen, Wissenschaftlern und Rechtspolitikern durch einen jährlichen, dreisprachigen Jahresbrief über Entwicklungen im deutschen Anwaltsrecht.
2005/2006
Tätigkeitsbericht Mai 2005/Mai 2006
Im Forschungsjahr 2005/2006 waren wieder die Deregulierungsbestrebungen der EU Kommission ein bestimmendes Thema für die Tätigkeit des Dokumentationszentrums. Darüber hinaus bot auch die Diskussion zur Umsetzung des so genannten Bologna ? Prozesses interessanten Stoff für die Forschungstätigkeit. Des Weiteren bildete das Anwaltsrecht der ost-mitteleuropäischen Staaten einen Schwerpunkt der Forschungen.
Das von Henssler und Kilian im Jahr 2003 für die Soldan-Stiftung, BRAK und DAV erstellte Positionspapier zu dem von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen IHS-Gutachten hat nunmehr Eingang in die Arbeit des CCBE gefunden. Das Positionspapier, das in überarbeiteter Fassung Anfang 2005 im Anwaltsblatt veröffentlicht worden ist (Henssler/Kilian, Europäische Wettbewerbspolitik und die Freien Berufe, AnwBl. 2005, S. 1 ? 9), ist in einer vom CCBE der Kommission unterbreiteten Stellungnahme wiederholt zitiert worden, zum Teil unter Verwendung wörtlicher Zitate aus dem Positionspapier. Dieser Beitrag des DKZ zur Deregulierungsdiskussion ist auch im europäischen Ausland wahrgenommen worden, wie etwa aktuelle Reaktionen aus den Niederlanden zeigen.
Ein Schwerpunkt des erwähnten Positionspapiers war eine kritische Auseinandersetzung mit der sehr positiven Einschätzung der Gegebenheiten in Finnland, das von der Kommission gleichsam zum europäischen Klassenprimus erhoben worden ist. Die vor diesem Hintergrund besonders wichtigen Studien zum finnischen Rechtsdienstleistungsmarkt konnten durch einen Besuch beim finnischen Anwaltsverband sowie im finnischen Justizministerium vertieft werden. Ein entsprechender Bericht ist vor kurzem von Kilian abgeschlossen worden. Er ist zugleich Ausdruck der Tatsache, dass seitens des DKZ bei der Analyse einzelner Rechtsordnungen seit einiger Zeit ein Schwerpunkt auf der Regulierung nationaler Rechtsdienstleistungsmärkte liegt. Entsprechende Einzelstudien sind u.a. zu Finnland, Norwegen, Taiwan, Estland, Ungarn und Tschechien durchgeführt worden.
Erfreulichen Niederschlag in Brüssel haben auch die für die Notare relevanten Forschungen des DKZ zur Reichweite des Art. 45 EG gefunden. Diese mit Blick auf den verwandten Beruf des ÖBVI durchgeführten Forschungen haben mit dazu beigetragen, dass ein von der Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland angestrengtes Vertragsverletzungsverfahren wegen der Regulierung des Berufs des ÖBVI nicht weiter verfolgt wird.
Ein Anliegen des Dokumentationszentrums ist es, durch die vergleichende Analyse ausländischer Rechtsordnungen Entwicklungstendenzen zu verschiedenen Einzelthemen aufzuzeigen, um mit den gewonnenen Erkenntnissen den Horizont für die auf nationaler Ebene geführten Diskussionen zu weiten. Hierbei wird seitens des DKZ besonderer Wert auf die Rechtsvergleichung auf der Makro-Ebene gelegt. Im Zeitraum 2005/2006 hat das DKZ mit diesem Ansatz u.a. das Thema Juristenausbildung in Europa, das anwaltliche Erfolgshonorar, die gerichtsnahe Mediation und die anreizsystemgesteuerte Regulierung der Anwaltstätigkeit in verschiedenen Rechtsordnungen interessiert. Das Dokumentationszentrum bietet mit diesen länderübergreifenden Forschungen zunehmend eine Erkenntnisquelle, auf die Veranstalter international ausgerichteter Tagungen zurückgreifen. So erklären sich etwa Einladungen zu internationalen Tagungen in der Schweiz, Deutschland oder den Niederlanden, auf denen die Studien des DKZ gleichsam die Klammer um Generalthemen wie Erfolgshonorare, Mediation oder Disziplinarrecht legen konnten.
Wichtige Aufgabe des DKZ ist es, der Berufspolitik, Gerichten und dem Berufsstand allgemein durch intensive Auslandsrechtskunde hilfreiches Detailwissen zum anwaltsrecht des Auslands zu vermitteln. Ein Schwerpunkt dieser Tätigkeit ist aktuell das Anwaltsrecht der osteuropäischen Mitgliedsstaaten der EU. Es hat sich insofern bewährt, die Rechtsalge zunächst wissenschaftlich zu analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse sodann durch Hintergrundgespräche vor Ort zu vertiefen. Mit diesem Ansatz sind im Berichtszeitraum Anwaltskammern bzw. ?verbände in Tschechien, Polen, Estland, Finnland und Taiwan besucht worden. Die zu Osteuropa gewonnenen Erkenntnisse werden gemeinsam mit der im Verlag C.H. Beck erscheinenden Zeitschrift WiRO, die auch über Beck-Online abrufbar ist, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine entsprechende Artikelserie hat Anfang 2006 mit einer Gesamtdarstellung zum Slowakischen Anwaltsrecht begonnen, gefolgt mit einem Länderbericht zu Ungarn. Im Jahr 2006 werden noch Aufsätze zu Polen, Estland und Tschechien folgen, die bereits fertig gestellt sind. Für die Zukunft sind Studien zu Lettland, Litauen und Slowenien geplant. Ein wenig aus dem osteuropäischen Rahmen ist eine Studie zum taiwanesischen Anwaltsrecht gefallen. Es ist aufgrund der Besonderheiten des dortigen Ausbildungssystems und der Regulierung des Rechtsdienstleistungsmarktes besonders interessant.
Eine besondere Bereicherung der Tätigkeit des DKZ im genannten Zeitraum war der einjährige Forschungsaufenthalt von Prof. Laurel S. Terry von der Dickinson Law School in Pennsylvania, eine der führenden amerikanischen Anwaltsrechtlerinnen. Sie forscht im Rahmen eines von der Fulbright Commission geförderten Forschungsaufenthalts in Deutschland und hat als Standort für ihre Forschungen das DKZ gewählt. Frau Terry hat sich intensiv vor allem mit der Reform der Juristenausbildung und der europäischen Deregulierungsdebatte beschäftigt und war in den vergangenen Monaten geschätzter Ansprechpartner u.a. von CCBE, IBA und DAV.
Im Rahmen der Forschung auf dem Gebiet des ausländischen Anwaltsrechts und des Rechts der freien Berufe ist auch die von Henssler betreute Dissertation: "Die britische Limited Liability Partnership: eine attraktive Organisationsform für Freiberufler?" von Stephan Bank hervorzuheben.
2004/2005
Tätigkeitsbericht Mai 2004/Mai 2005
Im Jahr 2004/2005 war die Forschungstätigkeit im Bereich des europäischen Anwaltsrechts von den Deregulierungsaktivitäten der Europäischen Kommission und verschiedener Mitgliedsstaaten geprägt.
Das von Henssler und Kilian für die Soldan-Stiftung, BRAK und DAV erstellte Positionspapier zu dem von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen IHS-Gutachten ist in überarbeiteter Fassung im Anwaltsblatt veröffentlicht worden (Henssler/Kilian, Europäische Wettbewerbspolitik und die Freien Berufe, AnwBl. 2005, S. 1-9). Mit den Entwicklungstendenzen auf europäischer Ebene befassten sich weitere Beiträge von Henssler (Die freien Berufe im Visier europäischer Wettbewerbshüter - Editorial, BB 2004, Heft 22, I; Das Berufsbild des europäischen Rechtsanwalts - Harmonisierung durch Deregulierung?, AnwBl. 2004, S. 458-462), während Kilian sich in zwei Studien insbesondere mit der Deregulierung des britischen Rechtsberatungsmarktes und den hieraus folgenden Implikationen für das deutsche Recht auseinander gesetzt hat (Kilian, Die Regulierung von Beratungsmärkten, AnwBl. 2004, S. 389-394; ders., Die Deregulierung des englischen Rechtsberatungsmarktes, RIW 2004, S. 671-673).
Die Freizügigkeitsrechte für Rechtsanwälte sind erneut untersucht worden, zum einen mit Blick auf das Richtliniensystem, zum anderen unter Berücksichtigung des nationalen Kostenrechts (Kilian, Auslegung nationalen Kostenrechts im Lichte des freien Dienstleistungsverkehrs im EU-Binnenmarkt, MDR 2004, S.358-359; ders., The Free Movement of Lawyers in The EU, in: Ankara Barosu, Hukuk Kurultayi 2004, Bd. 3, S. 369-383).
Dritte Säule der Forschung des Dokumentationszentrums war die Analyse der Anwaltschaft und ihrer Regulierung in verschiedenen Mitgliedsstaaten. Besonderes Interesse fanden hierbei neben Norwegen die neuen EU-Mitgliedsstaaten Tschechien, Slowakei und Ungarn, nachdem zuvor Polen Gegenstand intensiverer Befassung war. Es wurden persönliche Besuche beim norwegischen Anwaltsverband und den Rechtsanwaltskammern in Tschechien, der Slowakei und in Ungarn unternommen. Diese persönliche Kontaktpflege erweist sich immer wieder als unerlässlich, um zum einen ein besseres Verständnis für die Entwicklungen in einzelnen Mitgliedsstaaten zu gewinnen, zum anderen aber auch die Unterstützung ausländischer Organisationen sicherzustellen. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die Teilnahme von Kilian an den vom BAV veranstalteten Internationalen Anwaltstagen im November 2004 in Berlin.
Die rechtsvergleichend gewonnenen Erkenntnisse fließen vorrangig in die Internetpräsenz des Dokumentationszentrums ein, die um Länderseiten zu Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn ergänzt worden ist. Für die Zukunft ist geplant, den nächsten Schwerpunkt auf die Analyse der drei baltischen Staaten zu legen.
Im Zentrum der projektbezogenen Forschung zum Notarrecht standen Arbeiten zur europarechtlichen Einordnung der Wahrnehmung hoheitlicher aufgaben durch Private. Vor dem Hintergrund des den Notaren drohenden Vertragsverletzungsverfahrens gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen der hoheitlichen Ausgestaltung des deutschen Notariats erklärt sich die intensive Befassung des Dokumentationszentrums mit der Norm des Art. 45 EG, durch welche die Ausübung hoheitlicher Gewalt von den Freizügigkeitsrechten ausgeklammert wird. Neben einer Grundlagenstudie zu diesem Problem (Henssler/Kilian, Die Ausübung hoheitlicher Gewalt im Sinne des Art. 45 EG, Europarecht 2005, S. 192-212) sind die gefundenen Ergebnisse auch auf den dem Notar in mancherlei Hinsicht ähnlichen Beruf des ÖBVI übertragen worden (Henssler, Die Tätigkeit Öffentlich bestellter Vermessungsingenieure und die Ausübung Öffentlicher Gewalt im sinne des Art 45 EG, Forum 2004, S. 382-392 (Teil 1) und S. 460-466 (Teil 2)).
Erwähnenswert ist zudem, dass die von Henssler betreute Dissertation "Der Notar in Europa" von Schützenberg in der Schriftenreihe des Instituts für Anwaltsrecht erschienen ist.
Verschiedene ausländische Publikationen haben um Beiträge aus dem Dokumentationszentrum gebeten. So sind in türkischen, griechischen, englischen und niederländischen Zeitschriften Beiträge zu so unterschiedlichen Fragen wie dem anwaltlichen Gesellschaftsrecht (Henssler, Search for a model on legal practice partnership, in Ankara Barosu, Hukuk Kurultayi 2004, Bd. 3 S. 527-537), den anwaltsspezifischen EU-Richtlinien (Kilian, The free movement of lawyers in the EU, in: Ankara Barosu, Hukuk Kurultayi 2004, Bd. 3 S. 369-383), Rechtsschutzversicherungen, Prozesskostenhilfe (Kilian/Regan, Legal Expenses Insurance And legal aid - Two Sides Of The Same Coin? [2004] 11 Journal Of The Legal profession 3, S. 233-356) und zur Entwicklung des deutschen Berufsrechts (Kilian/Kerameos, Teleutaies exelixeis sto germaniko dikigoriko epaggelma, Synigoros 2004, S. 144-145) erschienen.
Eine zunehmende Bedeutung hat auch die Beratung ausländischer Kammern. So berät etwa Kilian regelmäßig die niederländische Anwaltskammer zu verschiedensten anwaltsrechtlichen Fragen, zuletzt etwa zu Anwaltshonoraren, der prozesskostenhilfe und zur Problematik der Geldwäsche durch Rechtsanwälte. Darüber hinaus hat er die tschechische Anwaltskammer zur Frage der anwaltlichen Fortbildung beraten. Desweiteren hat das Dokumentationszentrum im Berichtszeitraum wieder zahlreiche Serviceleistungen gegenüber in- und ausländischen Interessenten (Rechtsanwälten und Wissenschaftlern) sowie ausländischen Verbänden und Institutionen erbracht, die sich mit Anfragen zu konkreten Fragen des deutschen oder ausländischen Berufsrechts an das Dokumentationszentrum wandten.
2003/2004
Tätigkeitsbericht Mai 2003/Mai 2004
Die Forschungstätigkeit stand im Jahr 2003/2004 unter dem Einfluss verschiedener Initiativen der Europäischen Kommission und der EU-Osterweiterung.
Als Reaktion auf die Initiative des EU-Wettbewerbskommissars Monti zur kritischen Überprüfung der Regulierung der freien Berufe im Lichte des europäischen Wettbewerbsrechts beauftragte die Hans-Soldan-Stiftung das Dokumentationszentrum mit der Erstellung eines Positionspapiers zu der Studie des Wiener Instituts für Höhere Studien. Die Autoren des Positionspapiers Henssler und Kilian befassen sich mit der Thematik auch weiterhin in Veröffentlichungen (Henssler, BB 2004, Editorial zu Heft 22) und Fachvorträgen. Die Reformdiskussion über die Regulierung von Beratungsmärkten hat über die Monti-Initiative hinaus Niederschlag in der Forschungstätigkeit gefunden. So ist die gegenwärtige Reformdiskussion in Großbritannien, bekannt geworden unter dem Stichwort ?Clementi-Review?, aufgrund der Bedeutung des britischen Rechtsberatungsmarktes von erheblicher Relevanz für die Situation der international tätigen deutschen Rechtsanwälte. Ebenfalls beleuchtet wurden die Auswirkungen des US-amerikanischen Sarbanes-Oxley-Acts auf das deutsche Recht, die nicht zuletzt die Beratungstätigkeit der großen deutschen Beratungsgesellschaften betreffen.
Bereits seit gut zwei Jahren begleitet uns der Richtlinienvorschlag über die Anerkennung von Berufsqualifikationen, zu dem Henssler vom Europäischen Parlament als Gutachter gehört worden ist. Verstärkte Aufmerksamkeit wird in der kommenden Zeit der Vorschlag über eine neue horizontale Dienstleistungsrichtlinie finden, der in Deutschland bislang nur zögerlich wahrgenommen wird (vgl. Henssler, BB 2004, Editorial zu Heft 22).
Eine wichtige künftige Aufgabe des Dokumentationszentrums wird die wissenschaftliche Begleitung der EU-Osterweiterung sein. Bereits im Berichtszeitraum beschäftigte sich das Dokumentationszentrum mit der Aufarbeitung des Anwaltsrechts der Beitrittsländer. Begleitet wurden diese Aktivitäten von der Intensivierung persönlicher Kontakte. So war Henssler bereits Gast des slowenischen Anwaltstages, Kilian hat Ende Juni auf einer Osteuropaveranstaltung des CCBE in Budapest gesprochen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden sukzessiv auf der Homepage des Dokumentationszentrums in Form neuer Länderseiten veröffentlicht.
Die Grundlagenproblematik des Zugangs zum Recht wurde im Berichtszeitraum weiter gepflegt. Kilian sprach im Juni 2003 zur Thematik in Harvard/USA. Entsprechende Abhandlungen befassten sich mit rechtsvergleichenden Arbeiten zur Rechtsschutzversicherung in Schweden (Regan/Kilian, IJLP 2004, demnächst), zur sog. After-The-Event-Rechtsschutzversicherung in England (Kilian, VersRAI 2003, S. 38 ff.) sowie zu der Reform der Legal Aid in England und Wales (Kilian/Buck, ZVerglRWiss 2003, S. 425 ff.).
Wie in den vergangenen Jahren wurde auch das Anwaltsrecht einzelner Rechtsordnungen in seiner Gesamtheit untersucht und aufgearbeitet. Entsprechende Veröffentlichungen im Anwaltsblatt zu Frankreich (Kerameos/Wielgosz, AnwBl. 2004, [demnächst]) und Polen (Wielgosz, AnwBl. 2004, [demnächst]) dokumentieren diese kontinuierliche Forschungstätigkeit. Auch Einzelaspekte des ausländischen Rechts wurden erneut untersucht: Auf Anfrage der Arbeitsgemeinschaft Anwaltmediation im DAV hat das Dokumentationszentrum eine 50-seitige Studie zur gerichtsnahen Mediation angefertigt, in der die Rechtslage in 18 verschiedenen Rechtsordnungen untersucht worden ist (Kilian/Wielgosz, Gerichtsnahe Mediation, 2004).
Intensiviert wurde die seit 2001 gepflegte Forschungstätigkeit auf dem Gebiet des Notarrechts. Eine erste rechtsvergleichende Dissertation (Jost Schützeberg, Der Notar in Europa ? Eine rechtsvergleichende Untersuchung des deutschen, französischen, niederländischen und englischen notariellen Berufsrechts) wurde fertiggestellt. Erstes Zwischenergebnis dieser Untersuchung ist eine auf der Internetseite des Dokumentationszentrums veröffentlichte Einordnung der berufspolitischen Tagung der DNotV vom Januar 2003. Eine zweite Doktorarbeit, die sich vor allem mit dem englischen Notariat befassen wird, konnte mittlerweile vergeben werden. Rechtsvergleichende Arbeiten befassten sich mit dem Notariat in Europa und in Frankreich.
Weiterhin wurden in der Anwaltsblatt-Kolumne ?Aus dem Dokumentationszentrum? Gesamtdarstellungen oder Einzelfragen des ausländischen Anwaltsrechts abgedruckt.
Fortgeführt wurde auch die Information der griechischen Anwaltschaft durch die regelmäßige Kolumne von Henssler, Kerameos und Kilian in der griechischen Anwaltszeitschrift ?Synigoros?.
Das Dokumentationszentrum hat im Berichtszeitraum wieder zahlreiche Serviceleistungen gegenüber in- und ausländischen Interessenten (Rechtsanwälten und Wissenschaftlern) sowie ausländischen Verbänden und Institutionen erbracht, die sich mit Anfragen zu konkreten Fragen des deutschen oder ausländischen Berufsrechts an das Dokumentationszentrum wandten.
Weiter ausgebaut worden ist auch die Internetpräsenz des Dokumentationszentrums, die durch zwei neue Länderseiten zu Frankreich und Spanien bereichert wurde.
2002/2003
Tätigkeitsbericht Mai 2002/Mai 2003
Die Forschung im Europäischen Anwaltsrecht und der Rechtsvergleichung war in diesem Zeitraum von den lange erwarteten Entscheidungen des EuGH in den Verfahren Wouters und Arduino geprägt. Die zum niederländischen und italienischen Satzungsrecht ergangenen Entscheidungen haben in Deutschland - wenig überraschend - zu einer heftigen Kontroverse über die Frage geführt, welche Auswirkungen auf das deutsche Recht zu besorgen sind.
Nachdem die Umsetzungen der Richtlinie 98/5/EG zum großen Teil erfolgt sind - und die Entwicklung wegen Versäumnissen einiger Mitgliedstaaten weiter verfolgt wird - beschäftigt bereits ein neuer Richtlinienentwurf der Kommission das Dokumentationszentrum. Der Vorschlag für eine Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen (KOM 2002/119) hat, auch wenn sowohl die Notare als auch die Rechtsanwälte in der gegenwärtigen Entwurfsfassung vom sachlichen Anwendungsbereich der Richtlinie ausgenommen sind, mittelbare Auswirkungen auf die Dienst- und Niederlassungsfreiheit jedenfalls der Rechtsanwälte. Vor diesem Hintergrund hat Henssler auf Einladung des europäischen Parlaments im Oktober 2002 als unabhängiger wissenschaftlicher Experte zu dem Entwurf Stellung genommen und Kritik geübt. Die entsprechenden Überlegungen sind Gegenstand in einer Abhandlung (Henssler, EuZW 2003, 229-233).
Ein weiterer die Kommission gegenwärtig beschäftigender Problemkomplex ist der Zugang zum Recht im europäischen Binnenmarkt. Der Richtlinienentwurf zu entsprechenden Gewährleistungen bei der Kostenhilfe spiegelt diesen Trend wider. Kilian hat sich entsprechenden Fragen durch Publikationen zur Rechtschutzversicherung (Kilian, [2003] 30 Journal Of Law And Society 31ff.; ders., in: Moorhead/Pleasence (ed.), After Universalism, Oxford 2003), und zum anwaltlichen Vergütungsrecht (ZRP 2003, 90 ff.) gewidmet.
Ein weiterer Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeit lag auf der Gewinnung von Erkenntnissen zum anwaltlichen Gesellschaftsrecht anderer Rechtsordnungen. Vor dem Hintergrund der anstehenden gesetzlichen Regelung der Anwalts-AG sind entsprechende Informationen besonders gewinnbringend, sind doch viele Probleme des anwaltlichen Kapitalgesellschaftsrechts andernorts bereits durchdacht. In Veröffentlichungen aufgegriffen wurden aus diesem Grund die Regelungen des US-amerikanischen und des australischen Rechts.
Wie in den vergangenen Jahren wurde auch das Anwaltsrecht einzelner Rechtsordnungen in seiner Gesamtheit untersucht und aufgearbeitet. Entsprechende Veröffentlichungen im Anwaltsblatt zu Portugal (Kilian, AnwBl. 2002, 47 ff.), den USA (Henssler, AnwBl. 2002, 557) und Australien (Kilian, AnwBl. 2002, 686 ff.) sind Ausdruck dieser kontinuierlichen Dokumentationsarbeit unserer Forschungseinrichtung.
Der sukzessive Aufbau einer komplementären notarrechtlichen Kompetenz des Dokumentationszentrums spiegelt sich in einer von Henssler betreuten Doktorarbeit wieder, die die unterschiedlichen Notariatssysteme in Europa und die Auswirkungen des Europarechts auf das Notariat untersucht: Jost Schützeberg, Der Notar in Europa ? Eine rechtsvergleichende Untersuchung des deutschen, französischen, niederländischen und englischen notariellen Berufsrechts. Weitere notarrechtliche Fragestellungen, die behandelt wurden, betrafen zulässige Nebentätigkeiten von Notaren und die Anwendbarkeit des Richtlinienentwurfes 2002/119 der Kommission auf Notartätigkeiten.
Im Berichtszeitraum wurden die internationalen Kontakte des Dokumentationszentrums weiter gepflegt und ausgebaut. Für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht wurden die gewonnenen Erkenntnisse u.a. in der Berichtsreihe "Aus dem Dokumentationszentrum" des Anwaltsblatts.
Ausdruck der internationalen Ausrichtung des Dokumentationszentrums ist auch die eigenständige Rubrik, die der Forschungseinrichtung in der griechischen Anwaltszeitschrift "Synigoros" eingeräumt wird. In Ko-Autorenschaft mit der Mitarbeiterin Frau Kerameos haben Herr Henssler und Herr Kilian vier Artikel "unter der Flagge" des Dokumentationszentrums verfasst.
Das Dokumentationszentrum hat im Berichtszeitraum wieder zahlreiche Serviceleistungen gegenüber in- und ausländischen Interessenten (Rechtsanwälten und Wissenschaftlern) sowie ausländischen Verbänden und Institutionen erbracht, die sich mit Anfragen zu konkreten Fragen des deutschen oder ausländischen Berufsrechts an das Dokumentationszentrum wandten.
Weiter ausgebaut worden ist auch die Internetpräsenz des Dokumentationszentrums.
2001/2002
Tätigkeitsbericht Mai 2001/Mai 2002
Das Jahr 2001 hat eine Erweiterung des Kreises der offiziellen Kooperationspartner des Dokumentationszentrums gebracht. Neben den Deutschen AnwaltVerein und die Bundesrechtsanwaltskammer, die das Dokumentationszentrum seit seiner Gründung 1996 unterstützen, ist die Bundesnotarkammer getreten. Die neu strukturierte Trägerschaft wird die Möglichkeit bieten, neue Forschungsbereiche zu erschließen. Die Erweiterung trägt der Tatsache Rechnung, dass eine strikte Trennung der Anwalts- und Notarberufe nicht in allen Rechtsordnungen bekannt ist und durch eine Konzentration der rechtsvergleichenden Studien im Dokumentationszentrum Synergieeffekte genutzt werden können.
Mit der Veröffentlichung des von Henssler/Streck herausgegebenen "Handbuch des Sozietätsrechts" wurde ein wichtiges Zwischenziel bei der Aufarbeitung der grenzüberschreitender Organisationsformen der Anwaltschaft und der Rechtsvergleichung des Anwaltsgesellschaftsrechts erreicht. In einem von Henssler betreuten Kapitel werden die unterschiedlichen Rechtsformen anwaltlicher Zusammenarbeit in verschiedenen europäischen und überseeischen Rechtsordnungen dokumentiert, in einem von Kilian verfaßten Kapitel die aus der grenzüberschreitenden Tätigkeit von Sozietäten resultierenden Fragen erörtert. Prof. Henssler ist zudem Mitglied der BRAK-Arbeitsgruppe "Internationale Sozietäten", die im Auftrag der BRAK-Hauptversammlung kontinuierlich rechtliche Fragestellungen analysiert und bewertet, die sich aus der Globalisierung der Rechtsberatung aus Sicht des deutschen Berufsrechts ergeben. Die Übertragbarkeit ausländischer Modelle der anwaltlichen Berufsausübung auf das deutsche Recht wurde von Prof. Henssler in einem Beitrag in der RiW untersucht ("Gesellschafts- und Berufsrecht der US- amerikanischen Law-Firms und Anwaltskooperationen", RIW 2001, 572ff.). Ausdruck der intensiven Befassung des Dokumentationszentrum mit diesen Fragen ist auch, daß zum Problemkreis erstmals in einer ausländischen Publikation Stellung bezogen wurde (Henssler / Terry, "Lawyers Without Frontiers - A View From Germany", Dickinson Journal of International Law 2001, Vol. 19, 269ff.).
Wenngleich das in den letzten Jahren die Arbeit des Dokumentationszentrums dominierende Thema der Dienst- und Niederlassungsfreiheit für Rechtsanwälte im europäischen Binnenmarkt durch den Ablauf der Umsetzungsfrist der Niederlassungsrichtlinie 98/5/EG im April 2000 etwas in den Hintergrund getreten ist, wird die weitere Rechtentwicklung durch das Dokumentationszentrum kontinuierlich begleitet. Im Anwaltsblatt wurde im Rahmen von Länderberichten zum nationalen Anwaltsrecht in knapper Form über die Umsetzung der Richtlinientrias der Richtlinien 77/249/EWG, 89/48 EG und 98/5 EG in Schweden, Luxemburg, Griechenland und Dänemark berichtet. Für die Zukunft sind ausführlichere Analysen zur Rechtslage in ausgewählten Rechtsordnungen ebenso geplant wie eine Aufarbeitung von Problemen der Anwendung des EuRAG in Deutschland.
Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung lag auf Fragen der Rechtsberatung unter dem Gesichtspunkt des Zugangs zum Recht. Die in der berufsrechtliche Diskussion lebhaft diskutierte Frage nach der Zukunft des Rechtsberatungsgesetzes hat in jüngerer Zeit einen rechtsvergleichenden Einschlag erhalten. Diese Tatsache fand Niederschlag in einem Vortrag von Prof. Henssler auf dem Anwaltstag 2001 in Bremen, in dem rechtsvergleichende Bezüge hergestellt wurden (Henssler, AnwBl. 2001, 525ff.). Kilian referierte zur Thematik des Zugangs zum Recht in Deutschland u.a. im Juni 2001 auf einer Veranstaltung des Law Institute of Victoria in Melbourne, Australien. Untersucht wurde auch die Frage der Rechtsberatung im Internet durch Rechtsinformationssysteme, die aufgrund ihrer technischen Möglichkeiten der Frage der grenzüberschreitenden Rechtsberatung eine neue Dimension geben (Henssler/Kilian, Rechtsinformationssysteme im Internet, Computer und Recht 2001, 682ff.)
Auch im Jahr 2001 wurden die internationalen Kontakte des Dokumentationszentrums gepflegt und ausgebaut. Während Prof. Henssler im Rahmen eines Besuchs der Anwaltskammer Mailand Kontakte zur italienischen Anwaltschaft gepflegt hat, besuchten Mitarbeiter des Dokumentationszentrums im Berichtszeitraum u.a. die Law Society of Hongkong, das Law Institute of Victoria (Australien) und die Law Society of New South Wales. Für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden die gewonnenen Erkenntnisse u.a. in der Berichtsreihe "Aus dem Dokumentationszentrum" des Anwaltsblatts. Im Jahr 2001 sind entsprechende Abhandlungen zu Dänemark, Luxemburg, Schweden, Griechenland und Italien erschienen (AnwBl 2001, 49 ff., 349ff., 354ff., 431, 678ff.). Besucht wurde das Dokumentationszentrum im Jahr 2001 u.a. von einer japanischen Anwaltsdelegation, die sich in Köln über das deutsche Anwaltsrecht informierte.
Die zunehmende Zahl von Anfragen aus dem In- und Ausland im Jahr 2001 hat belegt, daß sich die Wahrnehmung des Instituts in der Anwaltschaft zunehmend verbessert. Um den Zugang zu den Informationsangeboten weiter zu verbessern, ist die Homepage des Dokumentationszentrums seit 1.12.2001 unter der einprägsamen URL "www.anwaltsrecht.org" abrufbar. Die Inhalte der Website sind im Berichtszeitraum erheblich ausgeweitet worden. So enthält die Website nunmehr eigene Länderseiten für die wichtigsten Rechtsordnungen, auf denen sich Berichte, Gesetzesmaterialien sowie Links zur Verbänden, Datenbanken und ausländischen Anwaltssuchdiensten finden. Speziell für ausländische Nutzer, die sich für eine anwaltiche Tätigkeit in Deutschland interessieren, ist die Länderseite Deutschland in englischer Sprache verfaßt worden. Daß sich das Webangebot des Dokumentationszentrum auf dem richtigen Weg befindet, zeigt die lobende Erwähnung der Homepage u.a. im Webguide des Anwaltsreports des Verlags Dr. Otto Schmidt. Mittelfristig ist geplant, die meisten Inhalte der Website auch in englischer und französischer Sprache verfügbar zu machen.
2000/2001
Tätigkeitsbericht Mai 2000/Mai 2001
Die Forschungstätigkeit des Dokumentationszentrums stand im Forschungsjahr 2000/2001 im Zeichen von zwei im Bereich des internationalen Anwaltsrechts wichtigen Ereignissen:
Der Ablauf der Umsetzungsfrist der Niederlassungsrichtlinie 98/5/EG am 14. März 2000 brachte als Tätigkeitsschwerpunkt die Dokumentation der Implementierung der die Anwaltschaft betreffenden Trias der Richtlinien 77/249, 89/48 und 98/5 und ihre Auswirkungen auf das nationale Recht mit sich. Eine entsprechende Studie zur Schweiz ist bereits veröffentlicht (Kilian, ZEuP 2000,601ff.), weitere zu Dänemark sowie England und Wales sind abgeschlossen. Geplant ist, die Gewährleistung der anwaltlichen Freizügigkeit in den wichtigsten Rechtsordnungen zu dokumentieren. Ebenfalls untersucht wurden Kollisionsprobleme des deutschen Berufsrechts mit den europarechtlichen Richtlinienvorgaben (Kilian, NJW 2001).
Das zweite die Arbeit des Dokumentationszentrums prägende Ereignis war die am 1.1.2000 kulminierende Fusionswelle englischer und deutscher Kanzleien und die damit einhergehende Globalisierung der Rechtsberatung. Zur Behandlung der aus solchen Konzentrationstendenzen folgenden Interessenkonflikte de lege lata und de lege ferenda ist intensiv geforscht worden (vgl. Kilian, WM 2000, 1366ff.). Der entsprechende Informationsbedarf auf Seiten der Anwaltschaft war sehr hoch und der Direktor des Dokumentationszentrums, Prof. Dr. Martin Henssler, ist wiederholt um sachverständige Stellungnahmen gebeten worden. Ausdruck der zunehmenden Bedeutung der internationalen Beratungstätigkeit ist auch, dass in dem von Henssler/Streck herausgegebenen Handbuch des Sozietätsrechts ein von Kilian verfasstes, umfangreiches Kapitel den Organisationsformen der grenzüberschreitenden Anwaltstätigkeit gewidmet sein wird. Aufgrund der Verschränkung der anwaltsrechtlichen Probleme mit Fragen des ausländischen Gesellschaftsrechts gilt ein besonderes Interesse dem Gesellschaftsrecht der Freiberufler in anderen Rechtsordnungen (vgl. Kilian, NZG 2000, 1008 ff.; Kilian, RiW 2000, S. 896 ff.).
Weitere Projekte befassten sich mit den Erfahrungen mit der Mediation im Ausland (Kilian, VersR 2000,942ff.; Kilian, FamRZ 2000, 1006ff.). Fortlaufend beobachtet wird die umfassende Umgestaltung des englischen Rechtssystems und seine Auswirkungen auf die Anwaltschaft (Kilian, JZ 2000, 195f.; Kilian, AnwBl. 2000, 248ff.).
Im Rahmen eines Forschungsaufenthalts an der Universität Berkeley hat der Direktor des Dokumentationszentrums, Prof. Dr. Martin Henssler, im Oktober/November 2000 umfassende rechtsvergleichende Studien zu Organisationsformen der amerikanischen Anwaltschaft betrieben. Abhandlungen u.a. zu den bei Freiberuflergesellschaften beliebten Rechtsformender Limited Liability Company (LLC) und der Registered Limited Liability Partnership (RLLP) werden im Jahr 2001 ebenso veröffentlicht werden wie eine allgemeiner angelegte Studie zu Organisationsstrukturen des amerikanischen Rechtsberatungsmarktes.
Gepflegt wurden im Jahr 2000 auch die internationalen Kontakte des Dokumentationszentrums. Wiss. Mitarbeiter Matthias Kilian ist Mitglied mehrerer internationaler Arbeitsgruppen, die Studien für die Europäische Kommission und die Society of Advanced Legal Studies durchführen, und hat in dieser Funktion an verschiedenen Veranstaltungen u.a. in England, Spanien und Italien teilgenommen. Bewährt hat sich die Knüpfung weiterer persönlicher Kontakte zu den europäischen Anwaltsverbänden. Im Jahr 2000 konnten u.a. Besuche beim dänischen Advokatsamfund, beim Colegio des Abogados in Madrid, bei der luxemburgischen Anwaltskammer, dem schwedischen Advokatsamfund sowie ein Gedankenaustausch mit dem portugiesischen Ordem dos Advogados realisiert werden. Ausdruck dieser vielfältigen Kontakte ist die im Anwaltsblatt 4-2000 begonnene lose Reihe "Aus dem Dokumentationszentrum", in der über im Auslanddiskutierte aktuelle berufsrechtliche Fragen diskutiert wird. Entsprechende Abhandlungen zu England, Schottland und Dänemark sind bereits erschienen (Kilian, AnwBl 2000, 248 ff., 363 ff. und 2001, 49ff. entsprechend). Als nächste Beiträge der Reihe sind Berichte aus Schweden, Luxemburg, Portugal, Griechenland geplant.
Durch die Intensivierung internationaler Kontakte wird das Dokumentationszentrum auch verstärkt von ausländischen Kollegen als Ansprechpartner genutzt. So konnte etwa Prof. Laurel S. Terry von der Penn State University bei Veröffentlichungen zu Fragen der interprofessionellen Tätigkeit (z.B. Terry, German MDPs: Lessons To Learn, [2000] 84 Minnesota Law Review, S. 1547ff.) ebenso unterstützt werden wie Prof. Detlev Vagts von der Harvard Law School bei einer Studie zu kollisionsrechtlichen Fragen des anwaltlichen Berufsrechts (Vagts, TheInternational Law Of Professional Responsibility, [2000] Georgetown Journal of Legal Ethics, [demnächst]). Für das CICERO-Projekt der Europäischen Union zu Fragen der Juristenausbildung in Europa hat das Dokumentationszentrum einen Bericht zu "Legal Education for Specialisation in Germany" beigesteuert. Neben diese umfangreicheren Serviceleistungen tritt die Beantwortung alltäglicher Anfragen, die von der Übersetzung des Begriffs "Syndikusanwalt" für die Gestaltung eines Briefbogens bis hin zur Erteilung von Auskünften tschechischer Juristen zum Niederlassungsrecht reichen.
1999/2000
Tätigkeitsbericht Mai 1999/Mai 2000
Im Forschungsjahr 1999/2000 konnte eine Reihe von Forschungsvorhaben abgeschlossen werden, deren Ergebnisse zum Teil bereits veröffentlicht sind.
Schwerpunkt der Forschungen in der Vergangenheit und Gegenstand weiterhin laufender Untersuchungen ist das EU-Anwaltsrecht, namentlich die Richtlinien 77/249, 89/48 und 98/5. In Ergänzung zu einer früheren, umfassenden Studie zur Umsetzung der Hochschuldiplomanerkennungsrichtlinie 89/48 in der EU (Henssler, AnwBl1996, 353ff. sowie ZEuP 1999, S.1000ff. und ZZP 1999, S.380ff.) ist 1999 eine Untersuchung zur neuen Niederlassungsrichtlinie für Anwälte (RiLi 98/5) zur Veröffentlichung gekommen (Henssler, ZEuP 1999, 689ff.). Die Umsetzung dieser Richtlinie, die in den EU-Mitgliedsstaaten bis März 2000 zu erfolgen hat, wird künftig einer der Arbeitsschwerpunkte des Dokumentationszentrums sein. Die Rechtslage in der Schweiz, die als Nicht-EU-Mitgliedaufgrund eines bilateralen Personverkehrsabkommens mit der EU die Richtlinientrias als erster europäischer Staat umgesetzt hat, ist bereits dokumentiert und analysiert worden. Eine Gesamtdarstellung der anwaltlichen Freizügigkeitfür Ausbildungszwecke wird demnächst veröffentlicht werden (Kilian, JA 2000).
Zwei in der ZVersWiss veröffentlichte Abhandlungen haben das Verhältnis von Rechtsanwaltschaft und Rechtsschutzversicherungen im europäischen Kontext untersucht und hierbei für die Anwaltschaften relevante Rahmenbedingungen des Tätigwerdens wie Fragen des Gebührenwesens, der Beratungsmonopole und der Kostenerstattung beleuchtet (Henssler, ZVersWiss1999, 1ff.; Kilian, ZVersWiss 1999, 23ff.).
Gegenstand eines weiteren Projekts war die Erforschung der Stellung des Anwalts in Mediationsverfahren in anderen europäischen Ländern. Erkenntnisse aus Irland, Schottland, Frankreich und England sind hierbei in das im Dezember 1999 erschienene Handbuch Mediation von Henssler/Koch eingeflossen (Henssler, AnwaltlichesBerufsrecht und Mediation, in Henssler/Koch, Handbuch Mediation, S.87ff.).
Die Neugestaltung des schweizerischen Anwaltsrechts durch das Bundesgesetz über die Freizügigkeit für Anwälte (BGFA) ist in einer weiteren Studie nachgezeichnet worden. Durch das BGFA wird die Schweiz nicht nur die interkantonale Freizügigkeit der Anwälte neu regeln, sondern auch erstmals ein einheitliches Bundesanwaltsrecht erhalten (Kilian, BRAK-Mitt. 1999, 249ff.).
Der Trend hin zu Anwaltskapitalgesellschaften hat mittlerweile auch die Nachbarstaaten erfaßt. Durch die Berufsrechtsnovelle 1999 ist in Österreich u.a. die Zulässigkeit der Anwalts-GmbH in der RAO festgeschrieben worden. Eine Studie hat die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der deutschen und österreichischen Lösung erforscht (Kilian, AnwBl 2000).
Näher untersucht worden sind zudem das Berufsrecht der griechischen Rechtsanwälte sowie einzelne Aspekte des nationalen Berufsrechts der Niederlande (Anwaltschaft und Rechtsschutzversicherung) und Großbritanniens (Justizreform und Anwaltschaft).
Die Analyse und Bewertung der Behandlung von Interessenkonflikten bei der internationalen Rechtsberatung sowie die berufsrechtlichen Besonderheiten, die bei Fällen eines Sozietätswechsels und der Fusion von Sozietäten zu beachten sind, stellen einen Schwerpunkt der Forschungstätigkeit im Jahr 2000 dar. Weitere rechtsvergleichende Studien beziehen sich auf die Beurteilung des anwaltlichen Berufsgeheimnisses in Europa, die anwaltlichen Rechtsberatungsmonopole, die verschiedenen Formen des anwaltlichen Gebührenrechts und die mono- und interprofessionellen Kooperationsformen für Rechtsanwälte.
Im Jahr 1999 wurde die Kontaktpflege zu Verbänden und Institutionen im europäischen Ausland durch Besuchsreisen erheblich verbessert. Auf diese Weise konnten Kontakte zur ÖRAK, zur Law Society of England And Wales, der Law Society of Scotland, der Law Society of Ireland, dem General Council of the Bar of England And Wales, dem britischen Justizministerium, dem britischen Legal Aid Board (LAB), dem Northern Ireland Courts Service und verschiedenen akademischen Einrichtungen wie der University Of Westminster, dem Londoner Policy StudiesInstitute (PSI) und der Society of Advanced Legal Studies (SALS) gepflegt und intensiviert werden.
In Ergänzung zur unmittelbaren Forschungstätigkeit des Dokumentationszentrums betreuen die Direktoren des Instituts für Anwaltsrecht eine Anzahl von Dissertationen mit einer rechtsvergleichenden bzw. europarechtlichen Themenstellung. 1999 abgeschlossen wurde eine umfassende Dissertation zum "Syndikusanwalt in Europa". Laufende Promotionsvorhaben betreffen das italienische, belgische, portugiesische und chinesische Anwaltsrecht, multidisziplinäre Partnerschaftenin der EG, die europäische Partnerschaftsgesellschaft und Aufgaben und Selbstverständnis von Anwaltsorganisationen in Europa.